Makiwara Training
Makiwara Training
ist unentbehrlich, da es die Technik und das Kime entwickelt. Durch
gewissenhaftes Training am Makiwara erlernt man wie man die ganze
Kraft aus dem Körper, im exakten Moment des Auftreffens, von der Hand
in ein Objekt überträgt. Ein weiterer großer Vorteil dieser Arbeit,
ist die Entwicklung eines starken Geistes
Morio Higaonna, Hanshi, Okinawa Goju Ryu
Ikken Hissatsu (mit einem Schlag töten)
Wie jeder weiß, wurden die traditionellen Kampfkünste lange vor dem
Auftauchen der modernen Medizin entwickelt. In diesen Tagen konnte
beinahe jede Verletzung, die man sich in einem Kampf zuzog, fatale
Folgen haben, von untauglichen Gliedmaßen, Infektionen, bis zum Tod.
Deshalb galt, je kürzer der Kampf dauerte, desto geringer bestand die
Wahrscheinlichkeit einer Verletzung und daher waren die alten Meister
bemüht den Kampf schnell und entscheidend zu beenden. Konnten sie
einen Kampf mit einen Schlag beenden, umso besser.
Auch heutzutage kann man nicht sicher sein, einen Kampf auf der Straße
ohne langwierige Verletzungen zu überstehen. Gehört man zu den
Glücklichen kann man einen Konflikt mit einem Glas Bier oder ähnlichem
lösen. Funktioniert dies nicht, kann es sein, dass der Gegner so lange
auf den anderen einschlägt bis dieser am Boden liegt und selbst dann
wird meist weiter getreten, ohne sich über die Folgen, Koma etc.,
bewusst zu sein.
Steht man einem geübten Kämpfer gegenüber, einem Straßenkämpfer, einem
Boxer oder aber auch einem Kollegen der asiatischen Kampfkünste, sind
die Gelegenheiten einen entscheidenden Schlag zu landen sehr
eingeschränkt, also muss man schauen, dass jeder Treffer Wirkung
zeigt. Derjenige, der einen guten Treffer zu einer vitalen Region
landet, hat einen großen Vorteil, wenn dieser Treffer nicht sogar den
Kampf entscheidet. Dabei können auch Techniken, die normalerweise als
Blocktechniken gelehrt werden, ebenfalls den Kampf beenden oder einen
Vorteil erzielen. Zum Testen, ob man die nötigen Fertigkeiten hat, um
genug Energie zu entwickeln, damit der Kampf beendet werden kann, muss
man nicht unbedingt eine Schlägerei anzetteln. Eine mögliche Methode
ist dem Partner eine Pratze vor die Brust zu halten und darauf zu
schlagen. Fühlt der Partner nur einen Schub oder Druck auf seiner
Haut, dann reicht die erzeugte Energie wahrscheinlich nicht aus. Das
Kime ist schlecht. Fühlt der Partner aber einen Schock, tief in seinem
Körper, dann war der Schlag gut.
Ein guter Karateschlag sollte den Gegenüber durchschütteln, selbst
wenn eine Pratze zwischen Faust und Körper steht. Das Benutzen des
gesamten Körpers um innere Energie zu erzeugen, anstatt sich auf die
äußere Körperkraft zu verlassen, ist das Hauptbestreben von vielen
asiatischen Kampfkünsten. Diese Schläge erzeugen augenblickliche,
explosive Kraft und schicken einen Schock tief in den Körper, welcher
den Gegner sofort vernichten kann. Leider dauert es Jahre der
gewissenhaften Übung, um diese Energie generieren und nutzen zu
können. Also, wenn Ikken Hissatsu so wichtig ist, um in einem realen
Kampf zu bestehen, wie kann man es entwickeln? Der Schlüssel ist an
seinem Kime zu arbeiten, um Techniken mit kompletten Körpereinsatz,
Schnelligkeit und Energie zu entwickeln, die die ganze Kraft des
Körpers im Moment des Auftreffens übertragen. Die althergebrachte
Methode, um dies zu perfektionieren, ist das Training am Makiwara.
Was ist ein Makiwara?
Makiwara bezeichnet einen Schlagpfosten. Maki wird übersetzt als
Stroh, während wari aufrollen, zusammenrollen oder aufwickeln
bedeutet. Der traditionelle Karate-Schlagpfosten war ein Brett, das an
einem Ende mit Stroh umwickelt war und mit dem anderen Ende in den
Boden eingegraben wurde, daher der Name Makiwara.
In den chinesischen Kampfkünsten ist kein traditionelles Equivalent zu
finden, doch das Muk Yang Jong (Holzpuppe) spielt in manchen Kung Fu
Stilen die gleiche Rolle. Es gibt zwei Hauptarten des Makiwara tachi
(stehend) und age (hängend). Das tachi-Makiwara ist ein stehender
Pfosten der im Boden eingegraben oder mit einem Träger auf dem Boden
befestigt wurde. Das tachi-Makiwara ist meist ein flexibles Brett,
doch man findet auch einige die aus einem runden Pfosten gemacht sind.
Das eigentliche Schlagpolster besteht traditionell aus gewickeltem
Reisstroh, wird aber mittlerweile hauptsächlich aus Leder oder
Leinentuch mit einer dünnen Polsterung aus Schaumstoff gemacht. Bei
der Brett-Version kann man nur auf die Vorderseite schlagen, wobei der
Pfosten von allen Seiten getroffen werden kann.
Das Age-Makiwara besteht aus einem kleineren gepolsterten Brett, dass
an einem Seil aufgehängt wird. Es ist ähnlich einem Speed-Ball der
Boxer. Age-Makiwara sind transportabel und werden hauptsächlich für
Fußtechniken eingesetzt.
Man findet auch Makiwara, die wie ein Kasten aufgebaut sind und an die
Wand geschraubt werden. Diese Art ist nicht traditionell und die Wand
kann, durch das andauernde, harte Schlagen, zerstört werden. Eine
andere spezielle Form des Makiwara besteht aus einem Bündel
Bambusstangen, die oben und unten zusammengebunden sind, und für die
Ausbildung der Nukite Techniken verwendet wird. Nukite und andere
Fingertechniken können aber auch mit Vorsicht am Tachi-Makiwara
gestärkt werden.
Funakoshi Gichin schrieb: Die meistverbreitete Art des Trainings
von Seiken (Vorderfaust) ist die Verwendung des Makiwara, ein dicker
Pfosten umwickelt mit Reisstroh. Übrigens, das Makiwara kann auch zur
Stärkung des Shuto (Schwerthand), der Ellbogen oder der Knie benutzt
werden. Ich denke, ich übertreibe in keinster Weise, wenn ich sage,
das Üben am Makiwara ist der Schlüssel zur Entwicklung von starken
Waffen.
Makiwara sind nicht nur zum Schlagen da. Sie können auch zum
Entwickeln und Verfeinern von Te waza (Handtechniken), Ashi waza
(Fußtechniken), Uke waza (Blocktechniken), Tanren (Konditionsübungen),
Kime (Brennpunkt), Tachi (Stände) und Tai Sabaki (Körperbewegungen)
Verwendung finden.
Ist es gefährlich ein Makiwara zu verwenden?
Nein, mit vernünftigem, geeignetem Training ist das Üben am Makiwara
sicher. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, ist das Makiwara
Training nicht primär dazu da die Hände, Ellbogen, Füße usw.
abzuhärten, das kann ein nützlicher Nebeneffekt sein, sondern um die
Übertragung der Energie zu entwickeln. Langfristiges Training am
Makiwara kann zu unansehnlicher, hornartiger Haut führen, dies
begrenzt sich aber auf die Oberfläche, die darunter liegenden
Strukturen der Hand werden nicht angegriffen.
Ob man Kampfkünstler ist oder nicht, es gibt viele Personen, die über
die Jahre an verschiedenen Stellen Schwielen bekommen. So haben die
meisten Musiker von Saiteninstrumenten Schwielen an den Fingerspitzen,
welche diese, bei ausgedehntem Spielen, schützen. Spielt ein
Gitarrenschüler am Anfang zu lange, bekommt er wahrscheinlich eine
schmerzhafte Blase. Dasselbe passiert beim Makiwara Training,
übertreibt man es zu Beginn wird man Blasen bekommen und deutliche
Schmerzen verspüren.
Viele Studien wurden erhoben um festzustellen ob Kampfkunst Training
mit Kontakt (kein Vollkontaktsport, sondern Kontakt auf Makiwara,
Boxsack usw.) ungesund für den Körper ist. Eine Studie von 1985 im
British Journal of Sports Medicine hat nachgewiesen, dass es keinen
verfrühten Beginn von Osteoarthritis oder Tendonitis
(Sehnenentzündung) in den Händen der Probanden gab. 1970 gab es eine
Veröffentlichung im Journal Medicine and Science in Sports, welche
einen Vergleich von Röntgenaufnahmen der Hände von Oyama Masutatsu (Mas)
, aus den Jahren 1955 und 1970 bespricht. Obwohl der Begründer des
Kyokushinkai 15 Jahre lang zwischen den Untersuchungen jeden Tag am
Makiwara geübt hat, erklärte die Studie:
Es gibt keinen Beweis irgendeiner degenerativen Erkrankung der
Knochen und Gelenke. Die Dichte und Größe der Knochen und Gelenke ist
normal. Es gibt keinen Beweis von alten Brüchen irgendeines Knochen.
Ebenfalls gibt es keine Beweise von Verkalkung der Knochen, Gelenke
oder Weichteile.
Bei der Besprechung dieser Studien, fasste der britische Sportmedizin
Guru Keith McCormack folgendes zusammen:
Anerkanntes Kontakttraining mit korrekt ausgeführter Technik, die
für den momentanen Stand des Trainings geeignet sind, verursachen
keinen Schaden an den Händen.
Diese Zusammenfassung wurde in der Ausgabe Dezember 1985, des Fighting
Arts International Magazins veröffentlicht. In gut trainierter
Verfassung, vernünftig benutzt, ist das Üben am Makiwara ungefährlich
und ein vorteilhafter Weg, um Schlagkraft und die Übertragung von
Energie in den Kampfkünsten zu trainieren.
Sicherheitstipps
Vor dem Training sollte man überprüfen ob Erkrankungen der Hände oder
Füße, wie Arthritis usw., existieren. Ist man sich nicht sicher,
sollte man einen Arzt konsultieren.
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Verletzt man sich während des Makiwara Trainings (Quetschungen,
Hautabschürfungen mit Blutung) das Training sofort unterbrechen und
die Verletzung komplett ausheilen lassen.
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Niemals das Makiwara mit einer offenen Wunde benutzen. Hat jemand am
Makiwara geblutet, dieses sofort mit Desinfektionsmittel reinigen,
damit keine Krankheiten, wie Hepatitis, übertragen werden können.
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Solange unter Aufsicht eines kundigen Lehrers üben, bis ein gutes
Stadium des Könnens erreicht wurde.
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Konzentriert üben. Das Handgelenk gerade halten und das
Ellenbogengelenk nie ganz strecken. Die Korkenzieherdrehung bei
Zuki Techniken muss vor dem Auftreffen der Faust auf dem Makiwara
beendet sein, da sonst sehr schnell Hautabschürfungen an den Knöcheln
vorkommen können. Eine gute Körperspannung erhöht nicht nur die
Energie der Techniken, sondern schützt auch den Körper vor
Verletzungen.
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Immer nur mit dem benötigten Teil der Hände, Ellbogen oder Füße
treffen. Übt man Seiken Zuki darauf achten, dass nur die Knöchel von
Zeige- und Mittelfinger treffen, da die Seite des kleinen Fingers über
die Meridiane mit dem Herzen und anderen Organen verbunden ist.
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Man beginnt mit halber Kraft und schlägt nur auf die Oberfläche des
Makiwara. Allmählich wird die Kraft der Techniken erhöht und auch mehr
durch das Makiwara hindurch geschlagen. Auch die Anzahl der
auszuführenden Techniken wird erst allmählich gesteigert.
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Die Knochen der Fäuste müssen komplett entwickelt und ausgewachsen
sein. deshalb dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht am
Makiwara üben.
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Auch das Makiwara selbst muss in guter Verfassung sein. Es dürfen kein
Splitter vom Holz oder Teile der Polsterung abstehen. Auch sollte das
Brett seine Flexibilität lange Zeit erhalten, um die Schläge gut
absorbieren zu können. Es ist besser und gesünder mit einem
flexibleren Brett zu arbeiten, als mit einem zu harten.
Wie wird das Makiwara benutzt?
1908 schrieb Yasutsune Itosu, der von vielen als der Vater des
modernen Karate angesehen wird:
Die Hände und Füße sind sehr wichtig, deshalb sollten sie völlig
am Makiwara trainiert werden. Um dies zu tun, lasse deine Schultern
sinken, öffne deine Lungen, achte auf deine Spannung, greife den Boden
mit deinen Füßen und senke deine innere Energie in deinen Unterbauch.
Übe mit jeder Seite 100-200 mal jeden Tag.
Das Makiwara kann man benutzen, um seine Technik zu verbessern und um
die Energieübertragung zu perfektionieren. Es gibt zwei grundsätzliche
Arten das Makiwara zu benutzen langsame Übung und eindringende
Übung. Die langsame Übung dient dazu die Form (Technik) zu verbessern,
während die durchdringende Übung zur Verbesserung der
Energieübertragung dient. Da die gute Form (Technik) eine Bedingung
für die optimale Energieübertragung ist, wollen wir zuerst die
langsame Übung behandeln.
Langsame Übung
Ein traditioneller Weg, die korrekte Haltung und Spannung zu
überprüfen ist das Trainieren von Shimé (Testen von Technik und Kraft,
Spannung). Dabei läuft ein Schüler eine Atemkata, dies kann Sanchin
aber auch Hangetsu sein, und der Lehrer geht um den Schüler herum und
drückt oder schlägt auf verschiedene Teile des Körpers, um so die
Konzentration, Körperausrichtung, Atmung und die Ausführung der
Techniken zu prüfen. Shimé hilft dem Ausübenden sich auf Teile des
Körpers zu konzentrieren, die momentan nicht benutzt werden und
gleichzeitig die Konzentration auf dem gesamten Körper zu halten. Die
gleichen Grundsätze kann man beim Einzeltraining am Makiwara anwenden.
Um seinen Stand zu testen drückt man mit dem Handballen gegen das
Makiwara und nutzt den zunehmenden Widerstand des Bretts, um seine
Stabilität und Körperausrichtung zu korrigieren. Im Sanchin Dachi
beispielsweise, sollte die Kraft durch den Arm in den Körper und nach
unten zu den Fersen wirken. Es ist gleich wie stark man gegen das
Brett drückt, bzw. wie stark das Brett zurückdrückt, die
Körperausrichtung darf nicht schwanken. Man kann dies natürlich in
jedem anderen Stand üben.
Ähnlich zu der vorangegangenen Übung kann man langsam verschiedene
Techniken mit der Faust, den offenen Händen oder den Füßen auf das
Makiwara schlagen bzw. treten, um den Effekt des zurückschlagenden
Brettes auf den Körper zu fühlen. Man übt jede Technik langsam und
sanft und versucht den Widerstand zu halten, um die korrekte Form und
Körperhaltung zu trainieren. Man benutzt die tiefe Bauchatmung, um die
Spannung zu erhalten, senkt den Körperschwerpunkt und atmet durch die
Nase ein und durch den Mund aus. Man kontrolliert seine Körperhaltung
sowohl während der Ausführung der Technik, wie auch beim Auftreffen
der Technik auf dem Makiwara.
Eindringende Übung
Richtiges Kime benötigt eine gute Koordination von Geist, Körper und
Atmung. Dies klingt einfacher als es ist, jedoch kann dies über das
Training am Makiwara verbessert werden. Schlägt man mit Kraft, so gibt
das Makiwara eine positive Antwort, falls die Technik gut war. War die
Technik schlecht so wird man eine negative, ja sogar schmerzhafte
Antwort bekommen. Die Antwort des Makiwara ist visuell, akustisch und,
ganz wichtig, kinestetisch. Schlägt man richtig, fühlt man das
Eindringen, man sieht das Brett zurückschnappen und man hört einen
explosiven, knallenden Laut. Ist der Schlag schlecht biegt sich das
Brett nur zurück und gibt einen dumpfen oder knarrenden Laut. Manchmal
kann man sich auch an der Faust oder am Handgelenk verletzen (einige
schlechte Schläge bewirken keine bleibenden Schäden, aber sie fordern
zur Selbstkontrolle auf).
Was muss man tun, um konstant korrekte Schläge auszuführen?
Entscheidend ist die richtige Ausrichtung des Körpers und der
ausführenden Extremitäten, besonders wenn man auf etwas Hartes
schlägt. Einzelne Knochen in den Fingern und der Hand können für sich
keiner größeren Kraft widerstehen, aber als geschlossene Einheit sind
sie tatsächlich sehr stark. Man beginnt mit einer fest geschlossenen
Faust, hält den Ellbogen eng am Körper und richtet die Knöchel und
Handgelenke aus. Bei einem einfachen geraden Zuki sollte die Kraft von
der Auftrefffläche der beiden ersten Knöchel (Zeige- und
Mittelfinger), durch das Handgelenk in den Arm, durch die Schulter in
den Körper verlaufen. Das Schlagen mit den ersten beiden Knöchel hilft
nicht nur bei der richtigen Ausrichtung und schützt die Hand, sondern
durch die kleinere Auftrefffläche wird auch eine größere eindringende
Energie erzeugt.
Man entspannt den Deltamuskel, strafft den Latissimus und die
Brustmuskulatur beim auftreffen, um das beste Resultat bezüglich
Schnelligkeit und Energie für einen geraden Zuki zu erreichen. Im
Moment des Auftreffens sollte alles geschlossen sein, keine offene
überdehnte Gelenke. Man richtet Hand und Handgelenk aus. Um eine
Kraftlinie von der Hand in den Körper zu erzeugen, sollte die Schulter
tief und entspannt sein, nicht hochgezogen und gedehnt. Mit gutem
Stand und guter Muskelspannung, sollten der obere und untere Körper
eine feste Einheit ergeben. Wird der Körper nicht mit einbezogen
schlägt man nur mit dem Arm oder tritt nur mit dem Bein. Ist die
Wirbelsäule aufrecht und der Körper beteiligt, schlägt man mit der
Energie seines ganzen Ichs. Um den Ellbogen nicht zu verletzen,
niemals diesen komplett strecken oder überdehnen. Man schließt alle
Muskeln des Arms, aber überstreckt nie den Ellbogen.
Ziel ist es eine explosive, vibrierende Energie zu erzeugen. Es ist
wie eine Art des Niesens, eine unerwartete Bewegung. Um dies zu
erreichen sind Schnelligkeit und Entspannung sehr wichtig, gefolgt von
einer augenblicklichen Anspannung im Moment des Auftreffens. Alle
Schläge sollten in dieser Art ausgeführt werden. Man schiebt niemals
einen Schlag. Will man nur leicht schlagen, so zielt man nur auf die
Oberfläche des Makiwara aber führt den Schlag stark aus. Der Zielpunkt
bestimmt die Stärke des Eindringens.
Man übt Schläge und Tritte nicht nur aus festen Ständen, sondern auch
in Bewegung zum oder weg vom Makiwara und auch aus verschiedenen
Winkeln. Die Fähigkeit aus der Bewegung oder während einer
Gewichtsverlagerung heraus stark zu schlagen ist in einem realen Kampf
sehr wichtig. Offensive und defensive Techniken aus der Bewegung oder
beim Ausweichen eines gegnerischen Schlags auszuführen sollte man
beherrschen. Man übt Schritt- und Gleitbewegungen mit jeder Technik,
um sicherzustellen, dass man sich, im Moment des Auftreffens, in einer
festen Stellung und im richtigen Abstand befindet. Die
Gewichtsverlagerung wird getarnt, um dann in das Ziel zu explodieren.
Man weiß nie welcher Schlag letztendlich einen realen Kampf beendet.
Deshalb sollte man fähig sein hart zu schlagen, um jeden Schlag
zählbar zu machen, egal mit welcher Extremität. Morio Higaonna, der
Chef-Trainer der Internationalen Okinawanischen Goju Ryu Vereinigung,
schrieb einst:
Wenn ein Rechtshänder 100 mal auf das Makiwara schlägt, sollte er
versuchen 200 mal mit der linken Hand zu schlagen. Übende sollten
immer 2 3 mal mehr mit ihren schwächeren bzw. schwächer entwickelten
Körperteilen üben, wie mit den Teilen, die sowieso schon gut
entwickelt sind.
Tipps zum Training
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Man übt mit einer Vielzahl von Techniken, nicht nur mit Seiken Zuki
(Vorderfaust). Versuche Tate Zuki (senkrechte Faust), Shuto Uchi
(Schwerthand), Shotei (Teisho) Uchi (Handballen), Tettsui Uchi
(Hammerfaust), Uraken Uchi (Rückhand), Koken Uchi (Handgelenk), Furi (Mawashi)
Uchi (geschwungener (Halbkreis) Schlag), Hiji Ate, Empi Uchi
(Ellbogen), Wan Uchi (Unterarm), Ura Zuki (umgekehrte Faust), Kagi
Zuki (Hakenstoß), Haishu Uchi (Handrücken), Haito Uchi
(Daumenkantenschlag) aber auch Hiza Geri (Kniestoß), Mae Geri keage
(Vorwärtstritt ohne Hüfteinsatz), Yoko Geri (Seitwärtstritt), Mawashi
Geri (Halbkreisfußtritt), Mikatsuki Geri (Mondsicheltritt) und mit
äußerster Vorsicht Nukite (Speerhand) und andere Arten der
Fingertechniken wie Washide, Tigerklaue usw., Hiraken (Mittelknöchel),
verschiedene Ippon Ken (Einknöchelfaust).
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Die Schläge und Tritte aus unterschiedlichen Stellungen heraus üben,
wie Sanchi Dachi (Sanduhrstellung), Zenkutsu Dachi (Vorwärtsstellung),
Kokutsu Dachi (Rückwärtsstellung), Neko Ashi Dachi
(Katzenfußstellung), Kiba Dachi (Seitwärtsstellung), Renoji Dachi
(L-Stellung) und auch aus verschiedenen Shizentai (natürliche
Stellungen) wie Heiko-, Heisoku Dachi, Kosa Dachi (Kreuzstellung),
Sochin (Fudo) Dachi (Kraftstellung) und Hangestu Dachi
(Halbmondstellung). Man nutzt alle Stellungen die man in den Kata
findet. Aus fester Stellung sowie aus der Bewegung heraus üben (z.B.
Suri Ashi, Kai Ashi).
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Die Konzentration bewahren, man führt jede Technik in perfekter Form
aus. Zehn Techniken ausgeführt mit vollem Einsatz und voller
Konzentration sind wertvoller als 100 schlampige, planlose Techniken.
Mit schlechten Techniken nimmt nicht nur die Gefahr einer Verletzung
zu, sondern man schleift auch Fehler ein. So wie man die Techniken im
Training ausführt, so wird man sie in einer
Selbstverteidigungssituation ausführen.
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Man sollte , wie oben von Higaonna Sensei erwähnt, mit beiden Seiten,
der guten und der schlechten trainieren. Wenn man nicht gerade
beidhändig ist, dann ist es eine gute Praxis die schlechtere Seite 2
3 mal häufiger zu trainieren, als die gute.
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Um maximale Energie zu erzeugen, sollte man mit Schnelligkeit und
guter Körperausrichtung üben. Der Körper ist entspannt und wird erst
im Moment des Auftreffens angespannt und sofort wieder entspannt. Man
achtet auf den Klang des Makiwara beim Auftreffen, um die richtige
Technik zu hören. eine starke, saubere Technik ergibt einen
explosiven Knall, während eine schlechte, schwache Technik einen
dumpfen Laut erzeugt.
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Man achtet auf den richtigen Abstand, so dass man in korrekter Haltung
das Makiwara treffen kann. Im richtigen Abstand, sollte ein Gyaku Zuki
das Brett bis zum Maximum beugen, ohne dass der Arm überstreckt oder
die Schulter nach vorne gebracht werden muss. Steht man schlecht im
Abstand und muss die Schulter vorschieben oder den Körper beugen, dann
wird die Energie an jedem Punkt, an dem der Körper nicht richtig
ausgerichtet ist, zerstreut.
Warum sind moderne Sandsäcke nicht ebenso gut?
Während für das Training der Kondition beide Geräte, Makiwara und
Sandsack, gleich gut geeignet sind, ist für das traditionelle
Kampfkunsttraining das Makiwara überlegen. Im Gegensatz zum Sandsack
gibt das Makiwara nur zu Beginn nach um dann, je nachdem wie hart man
zuschlägt, zurückzufedern. Dies verbessert nicht nur die Technik, z.
B. einen stabilen Stand, Spannung im Moment des Auftreffens, sondern
das Makiwara gibt auch eine visuelle, akustische und kinestetische
Rückmeldung bei jeder einzelnen Technik.
Weiche Punching balls limitieren natürlich die Gefahr sich an der Hand
zu verletzen, aber sie simulieren nicht wirklich einen Treffer auf
einem reellen Ziel und sie bestrafen auch keine schlechte
Angewohnheiten, wie z. B. nicht komplett geschlossenen Fäuste,
schlechte Führung des Schlagarms usw.. Diese und andere Fehler spürt
man an einem Punchingball nicht, aber sie können in einem echten Kampf
zu Verletzungen führen. Das Tragen von Handschuhen oder das Tapen der
Handgelenke verstärkt dieses Problem noch. In einem realen Kampf muss
man mit nackter Faust schlagen und die Knöchel, Finger, Handgelenke
usw. korrekt ausrichten können, um keine Verletzungen davonzutragen
und genau dies trainiert das Makiwara-Training unter anderem.
Außerdem ist die Anschaffung eines Makiwara in der Regel auch billiger
und es hat mehr Funktionen für das traditionelle Kampfkunsttraining.
Wie alle anderen traditionellen Geräte wäre es schon vor langer Zeit
aussortiert worden, wenn die Arbeit damit nicht effektiv wäre.
Wie baut man ein Makiwara?
Das wichtigste ist das richtige Holz für den Pfosten bzw. Brett.
Dieses kann Esche oder auch Eiche sein, sollte aber so astfrei wie
möglich sein. Die Maserung sollte so parallel wie möglich in
Längsrichtung verlaufen. Dadurch ist es einfacher zu schneiden und
stabiler im Gebrauch. Die Kantenlänge des Balkens kann zwischen 10 und
13 cm betragen. Je nach Art der Befestigung und Größe des Übenden
liegt die Länge zwischen 150 bis 240 cm.
Der Pfosten wird nun in
Längsrichtung so geschnitten, dass am oberen Ende eine Stärke von 1,5
2 cm stehen bleibt. Ab einer bestimmtem Höhe wird dann schräg bis
zur Basis zugeschnitten.
Die Länge der Seiten a und b kann je nach Wunsch variieren. Wird
b
länger gewählt, so wird der Widerstand größer, wird dagegen a länger,
so wird der Widerstand geringer.
Hat man die Möglichkeit, das Makiwara am
Boden festzuschrauben, kann man den Pfosten nun in eine Halterung
einschrauben und diese dann am Boden befestigen.
Die Halterung wird
grob aus Stahlteilen zusammengeschweißt und dann entweder gestrichen
oder verzinkt.
Will man das Makiwara aber im Garten eingraben, kann
man wie folgt vorgehen. Man befestigt am unteren geraden Ende zwei Querstücke.
Dabei ist es wichtig, dass das untere Querstück an der Vorderseite
und das obere an der Hinterseite des Makiwara befestigt wird. Dies
ergibt den stärksten Widerstand. Das Holz wird nun mit geeigneten,
wasserabweisenden Mitteln gestrichen bevor es in den Boden eingegraben
wird. Das Loch muss tief genug sein, damit der Pfosten, trotz harter
Schläge, stabil im Boden verankert ist. Hat man geeignete Findlinge
(Flussbettsteine) zur Hand , kann man auch diese rund um den Pfosten
mit eingraben. Auch dies erhöht die Stabilität und für die Ästheten
unter uns, dies ist auch die traditionelle Methode auf Okinawa.
Nun
muss das obere Ende noch mit geeignetem Material gepolstert werden.
Dies kann ganz verschieden geschehen.
Vom klassischen Stroh, über
einen alten Budogürtel oder Schaumstoff umwickelt mit
Kunststoffklebeband, bis zum Lederpolster. Wichtig ist nur, dass es
nicht zu weich ist, da dadurch die Gefahr des Umknickens erhöht wird
und im anderen Fall nicht zu hart sein darf , denn es soll natürlich
schon den Aufschlag dämpfen.
Die komplette Bauzeit mit eingraben im
Garten dauert ca. 4 Stunden und die Kosten belaufen sich auf 50 100
Euro, je nach Auswahl der Materialien. Viel Spaß beim bauen.
Schlussfolgerung
Das Brett der Weisheitein weit bekannter Spitzname des Makiwara .
Dies kommt daher, da das Makiwara bei jedem Schlag ein sofortige
Rückmeldung über die Qualität des Schlages bzw. Trittes gibt. Neben
der Verbesserung der Kampftechnik, stärkt das Training am Makiwara den
Willen und stählt die Hände und Füße. Die Übung am Makiwara trainiert
den ganzen Körper und perfektioniert Schläge, Tritte, Blocks, Stände
und auch Körperbewegungen. Es ist ein idealer Weg um
Energieübertragung, Kime, und kampfentscheidende Schläge effektiv zu
erlernen. Mit vernünftigem und geeignetem Üben kann das Makiwara
Training zu einer wichtigen Komponente der Kampfkunstausbildung
werden.
Bernd Otterstätter
RKV-Breitensportreferent
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